Manifesto
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Inhaltsverzeichnis |
Wiener Bikekitchen-Manifest
Dieses Manifest entspricht nicht den Tatsachen und entzieht sich jeglicher Form der Seriosität. Auch diese Behauptung entspricht nicht den Tatsachen und entzieht sich jeglicher Form der Seriosität. (AAG Manifesto)
Präambel:
We´ll work it out as we go along. Let our practice form our doctrine, thus assuring theoretical coherence
(Doc Sarvis in: Edward Abbey, The Monkey Wrench Gang, Penguin 2004, p. 69.)
§1 Hierarchie & Selbstermächtigung
1) Die BK leitet ihre Handlungsoptionen aus den Umständen ab, stellt dabei aber rad-ikale Ansprüche und Forderungen
2) Die BK ist progressiv, prozessual, subversiv, antisexistisch, antikommerziell, antikompetitiv, DIY (do it yourself)-basiert und selbstermächtigend. Die BK hat eine „induktiv-anarchistische“ d.h. eine "bottom up"- Charakteristik und verwehrt sich daher gegen Übernahmeversuche seitens in sich geschlossener Ideologien, bzw. gegen jegliche deduktiv-dogmatischen Ansätze.
3) Die Orientierung am Fahrrad-Modell (siehe §4, Abs. 3) bedingt: das Räte-Modell, das imperative Mandat, die selbstverwaltete Ökonomie, die Kostenlosigkeit, die antihierarchische bzw. so weit wie irgend möglich hierarchiearme Organisation. Das geht aus dem Studium des Wesens des Fahrrades an sich hervor.
4) Direktaktion & Selbsthilfe: Anders als etwa in personen- und programmgebundenen Workshops, versucht die BK, wo immer ein (Fahrrad-)Problem besteht, praktische Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.
5) Know-How: Vermehrung und Vergemeinschaftung durch Mit-teilung und Vermittlung. Es können dabei nicht immer alle alles gleichzeitig erfahren aber immer alles erfragen. Auch das ist Selbstermächtigung.
6) Weil die BK antikompetitiv ist und auf Vertrauensbasis arbeitet, schließt sie natürlich auch jedes sexistische oder rassisitische Verhalten aus. Den Zugang zur BK von oberflächlichen Merkmalen wie Herkunft, Vermögen, Geschlecht oder Genderzugehörigkeit abhängig zu machen, ist widersinnig in sich und nicht nur im Rahmen der BK kontraproduktiv. Derlei vorurteil-gesteuertes Verhalten wird als Betriebsstörung gesehen und nötigenfalls genau so behandelt.
Weiters: jede Hackordnung und jedes K-Gruppen und Alphatierchen-Gehabe widerspricht massiv den Grundsätzen der BK und schadet außerdem der know-how-Vermehrung durch unmittelbare Know-how-(mit)Teilung (Artikel 5).
7) Die BK ist kompetitiv im Sinne des lustbetonten Gerangels, im Sinne des humoristischen Austestens von Grenzen aller Art, der Verfeinerung des Entzückens, im Sinne einer Bestätigung des Lebendigen (Hier fehlen einige Worte über Extase). Auch daher pflegt und schätzt die BK z.B. die Kulturen des Joustens, des Fahrrad-Weitwurfs, des BungeeBikes, des Alleycats, des Speichen-Mikados, des Rodeo-Bikes, des Fahrradverbauens und -verhauens, der Meditationen über das Wesen des Fahrrads an sich etc.
8) Die BK ist niederschwellig, auch und gerade weil sie eine arge Treppe hat.
9) Die BK ist exklusiv.
10) Die BK ist immer nie fertig.
§2 Dogmatik & Humor
1a) Die Orientierung am Fahrrad-Modell (siehe §4, Abs. 3) bedingt : Adogmatik auf allen Ebenen (an der Werkbank, in mechanischen und sozialen Experimenten, in Strukturen und Regeln…) – denn die Dogmatik ist die Ursache der Humorlosigkeit und die Humorlosigkeit ist der Feind des Wesens des Fahrrads an sich!
1b) Die grundsätzliche Adogmatik fordert das Prüfen oberflächlicher Einigungssignale. Das ist auch dann der Fall, wenn solche Signale auf Basis der sogenannten "Political Correctness" gesetzt werden. "Political Correctness" kann nützlich sein, dient sich aber häufig als Maskerade unveränderter Rückstände an.
2) Die BK ist Ort der Verfeinerung humoristischer, lustbezogener Handlungen in Sprache und Tat. kurz: es geht um humoristische Verfeinerung aller Arten von Fertigkeiten.
3) Die BK respektiert und schätzt progressive Entdeckungen und Erfahrungen aller Art. Dieser Respekt geht aus dem Studium des Wesens des Fahrrades an sich hervor. Wiederaufbereitung und -verwertung auch ehemaliger Progressionen sind im Sinne des Fahrradmodels. Nicht alles kann dabei recycelt werden, so z.B. ist das selbstherrliche Gehabe der Situationistischen Internationale unverbesserlicher Schrott, wohl aber findet sich Wertvolles in deren Kommunikations-Aktionen u.s.w.
4) Es geht um die größtmögliche Kohärenz zwischen Denken und Handeln.
§3 Ökonomie & Syndikalismus
1) Die BK ist strikt gegen die geplante Obsoleszenz jeder Art. Sie ist insofern auch gegen geplante Styles und Trends im Zeichen des Kommerzes. Die BK ist gegen die irrationale Unnachhaltigkeit des profitorientierten Denkens. Die BK ist überhaupt für die Kostenlosigkeit in der Gesellschaft und daher außerhalb der anti-zivilisatorischen Kräfte und des Todestriebs der aktuellen Wirtschaftsordnung!
2) Ressourcen: Wiederverwendung/Reparieren geht vor Neu-kaufen.
3) Eigentum: Selbstbestimmte Nutzung statt Besessenheit durch Besitz.
4) Unternehmen sind in Ordnung solange sie dem Fahrrad-Modell (siehe §4, Abs. 3) folgen und das Diktat des “freien“ Marktes ad absurdum führen!
5) Tausch und Geldmittel: Das weltweit am häufigsten gebaute Transportmittel ist das Fahrrad. Als logischen Schritt fordert die BK die Umstellung des Tauschmittels Geld auf das Tauschmittel Fahrradbestandteile!
§4 Kfz-Hegemonie & Fahrradkultur
1) Die BK ist dazu getrieben, alle Arten von Fertigkeiten, Wissensschätzen auszuheben und zu Gunsten der Fahrradkultur einzusetzen.
2) Ein Ziel der BK ist die Hebung und Mehrung der Fahrradkultur und die schließliche Überwindung der kranken und krankmachenden Kfz-Hegemonie.
3) Die BK orientiert sich dabei am Fahrrad-Modell, das besagt, dass jede Handlung daran bemessen wird, ob sie dem Fahrrad, der Fahrradkultur und ihrem Verfechten zu Gute kommt; seien diese Handlungen direkt oder indirekt zu bezeichnen, seien sie virtuell oder analog.
4) Dazu arbeitet die BK u.a. an einem weltweiten Netzwerk an Fahrrad-Selbsthilfewerkstätten und fördert Aktivismus und Aktion.
5) Die BK ist für mehr Lasten-Fahrrad-Straßenbahnen und Fahrrad-Lasten-Straßenbanhen und sie fordert auch fahrradtaugliche und grundsätzlich kostenlose öffentliche Verkehrsmittel mit Radfahrtauglichkeit.
6) Gyroskopische Kräfte: Die BK ist strikt für alle gyroskopischen Kräfte!
7) Ökologie und Raumnutzung: a) Die BK ist entschieden für die autofreie Stadt, Shared-Space, für Blumen, Bäume, Biertische und haltbare Tischtennistische. Gegen das Salzsstreuen im Winter. Das Salz ist Gift für Kette, Schaltung und Bremsen!
7b) Der öffentliche Raum ist ein gemeinschaftlicher Raum - jede permanente Beschlagnahme (wie z.B. Stromkastln, Lichtmasten und Haltegriffe für Tall-Bike-FahrerInnen) muss erst glaubwürdig beweisen, im Sinne der Allgemeinheit zu sein. Anders ist sie Zeichen von Repression.
7c) Lebenswerter Raum darf und kann kein Privileg für wenige sein! Lebenswerter Raum für alle und durch alle!
Nichts ist unmöglich für diejenigen, die das Unwahrscheinliche nicht aufhält.
Auf Wiedersehen!