Stellungnahme

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[Bearbeiten] Stellungnahme #1 der BikeKitchen Vienna, 25. Juni 2014

Im Juni 2014 ist ein Flyer verteilt worden, der vor der BikeKitchen warnt, sie als einen sexistischen und betroffenenfeindlich agierenden Raum bezeichnet und zu ihrem Boykott aufruft. Der Flyer bezieht sich auf einen langjährigen internen Konflikt und wir begrüßen die Öffentlichmachung insofern, als dass nun das von Seiten der Betroffenen und des Täters uns auferlegte Sprechverbot gebrochen scheint.

Wir anerkennen die Sichtweise und Definition der Betroffenen und bedauern, dass wir Mitverursacher*innen sind. Wir nehmen dies zum Anlass, unser vorangegangenes kollektives Handeln zu reflektieren. Es fällt uns schwer, eine korrekte Form des Umgangs angesichts der Sensibilität der Umstände zu finden. Wir sind nicht frei von Antagonismen. Um die emotionalen Hochwasser abklingen zu lassen, behalten wir uns eine tiefgreifende inhaltliche Stellungnahme und Analyse einstweilen vor, auch da wir noch eine Reaktion seitens der Betroffenen abwarten. Ohne in die Muster klassischer Kritikabwehr und plumper Rechtfertigungen fallen zu wollen, erlauben wir es uns, einige Fakten zu nennen, die sich auf den konkreten Inhalt des verbreiteten Flyers beziehen:

Um der Komplexität der Umstände Rechnung zu tragen und vor allem auf Bestreben der Betroffenen und des Täters, sind folgende Differenzierungen innerhalb des Diskurses getroffen worden, um eine bestmögliche Objektivierung der Konfliktlage zu erreichen: Die Konflikte Betroffene : Täter, Betroffene : Einzelpersonen und Betroffene : Kollektiv wurden getrennt behandelt. Ohne damit die Dynamiken in ihrer Gesamtheit relativiert sehen zu wollen, halten wir dies weiterhin für einen konstruktiven Ansatz.

Der Konflikt Betroffene: Täter wurde auf ausdrücklichen Wunsch der Betroffenen und des Täters außerhalb der BK-Gruppe auf verschiedenen Ebenen bearbeitet. Da von beiden Seiten auf die Exkludierung dieser Debatte aus dem Kollektiv bestanden wurde, konnte Unterstützung nur auf persönlicher Ebene passieren. Dies erzeugt Informationshierarchien, zumal die Betroffene zu diesem Zeitpunkt bei verschiedenen Personen des Kollektivs wohnte. Der Täter entfernte sich umgehend aus der BK, der Schutzraum war in dieser Hinsicht gegeben.

Die Betroffene ist nicht von der BK ausgeschlossen worden, sondern hat ihre Mitgliedschaft, ihre Ämter und ihr Engagement selbst niedergelegt (November 2012, per Mail). Das Kollektiv hat sich damals um mehrere klärende Gespräche bemüht. Zuletzt kam es im Dezember 2013 und im Jänner 2014 zu einer professionellen externen Mediation, die nach Aussage aller Beteiligten als positiv und einvernehmlich bezeichnet wurde.

Das BK-Kollektiv hat sich in keiner Weise solidarisch mit dem Täter gezeigt. Sowie bisher alle Hinweise von Unterstützer*innen und Betroffenen berücksichtigt wurden und in die tägliche Praxis eingeflossen sind.


Die BK agiert als Fahrradselbstermächtigungswerkstatt in einem männlich dominierten Spannungsfeld, eingequetscht zwischen Moden und Trends, Konsumglück und kommerziellem Schwachsinn, Bespitzelung und Repression durch Behörden, Sorgekrise und Übernahmeversuche durch gleichgeschaltete Parteifunktionäre, tobenden Jugendbanden und alkoholisierten Greisen, grölenden Fahrradgangs und anderem; dies strotzt nur so von Allem was dem Klischee nach als männlich bezeichnet wird. Es ist unübersehbar und das BK-Kollektiv versucht intensiv sich dieser Problematik zu stellen. Das Thema ist eines, an dem sich das BK-Plenum permanent und immer wieder aufs Neue beschäftigt. Dies wird als Notwendigkeit empfunden. Gleichzeitig sehen wir es als Qualität und sinnstiftendes Moment unserer Struktur, die normierte Masse auf der Suche nach dem Fahrradkick, für gesellschaftspolitisch relevante Problematiken zu sensibilisieren.

Nicht zuletzt angeregt durch die Debatte laden wir euch ein, vorbeizuschaun!
bikekitchen.net oder besser analog:
Goldschlagstr. 8, 1150 Wien
Jeden Donnerstag ab 16 Uhr
Jeden ersten Freitag im Monat für Frauen, Mädchen, Lesben, Intersex, Transgender ab 16 Uhr

Möge der Kampf gegen Sexismus und patriarchale Werte nicht bloß in Schlagabtauschworten enden!



Hier der Flyer, auf den wir uns beziehen.